Wie ein Puzzle: Grimmaer Orchester online vereint

Junge Musiker spielen den Last-Klassiker „Morgens um sieben“ ein – und senden damit eine Osterbotschaft in die ganze Welt


Grimma. Was macht ein Orchester, wenn es wegen der Ausgangsbeschränkungen nicht zusammen kommen und keine Konzerte geben darf? Richtig: Es geht online. Das Jugendblasorchester (JBO) Grimma hat dabei ein Meisterstück geliefert, das sich hören und sehen lassen kann. Man kann es auch als Mini-Version seines Osterkonzertes betrachten, das in normalen Zeiten vor der Klosterruine Nimbschen über die Bühne gegangen wäre.

Tontechniker fügt Sequenzen zusammen

Mehrere Musiker des beliebten Klangkörpers haben den James-Last-Song „Morgens um sieben“ eingespielt – ohne sich zu treffen. Dazu hat jeder in der heimischen Stube seinen Part per Video aufgenommen und an JBO-Tontechniker André Rahmlow geschickt. Der Sohn von Orchesterchef und Stadtmusikdirektor Reiner Rahmlow fügte die einzelnen Teile schließlich zusammen und stellte das fertige Produkt ins Internet. „Das war eine sehr aufwendige Arbeit“, konstatiert Vater Rahmlow, der im Film ebenfalls zu sehen ist – aber eben nicht dirigierend vor seinen Schützlingen steht. Der Erfolg stellte sich schnell ein. Schon am ersten Tag hatte das Anfang April auf YouTube eingestellte Musikstück rund 500 Aufrufe. „Das hatten wir noch nie“, freut sich Rahmlow über die Resonanz. „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“, heißt es in dem Lied. „Der Titel passt richtig gut zur aktuellen Situation und ist sehr melodisch“, begründet der 60-Jährige die Auswahl. Der JBO-Film vermittelt am Ende noch eine Botschaft. „Wir bleiben Zuhause“ heißt es neben dem Wunsch nach frohen Ostern. „Damit wir nach der Krise wieder viele Konzerte geben können“, so Rahmlow.

Orchesterchef schickt Noten und Hörprobe

„Wir haben den Titel ewig nicht gespielt“, verrät der Stadtmusikdirektor. Er hatte den jungen Musikern, von denen mehr als die Hälfte nicht in Grimma wohnt, per Mail oder WhatsApp die Noten des Last-Klassikers und eine Hörprobe für den richtigen Takt zukommen lassen. Deshalb sind die Musiker beim Einspiel auch mit Kopfhörern zu sehen.

Besonders beachtlich: Manche der ganz kleinen Orchestermitglieder mussten das Lied erst einmal innerhalb von zwei Tagen einstudieren. „Ich wollte da unbedingt mitmachen“, wird auf der JBO-Homepage die zehnjährige Linda Noack, die erst seit Februar in den Reihen der Musiker steht, zitiert. Sie hätte Ostern mit dem Klangkörper ihr erstes Konzert gegeben. „Ich war schon traurig, als ich erfuhr, dass es nicht stattfindet“, so der Knirps. Denn Eltern und Großeltern hätten im Publikum gesessen.

JBO-Ton- und Videotechniker André Rahmlow brachte das Video praktisch über Nacht in mühevoller Detailarbeit zur Vollendung. Der 39-Jährige, auch bekannt als Mitglied der Grimmaer Band „The Romjaks“, musste dabei die vielen Puzzleteile ineinander fügen. „Es ist ein richtiges Kunstwerk geworden“, freut sich der Stadtmusikdirektor über das exakte Spiel mit den Instrumenten und den finalen Zusammenschnitt. „Hut ab! Das zeigt, dass alle eine gute Ausbildung haben.“ Zugleich kann das Jugendblasorchester Grimma mit dem Stück eine Premiere feiern: Es ist sein erstes Konzert via Internet.
Frank Prenzel

Hier finden Sie das Video zum Abruf: Orchestergrüße vom JBO – BLEIBT ZUHAUSE

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Leipziger Volkszeitung vom 09.04.2020

Bild:

Solo zu Hause eingespielt und dann zusammen geschnitten: Das Jugendblasorchester wünscht mit einem Video frohe Ostern – und findet damit im Netz zahlreiche Zuhörer. Zu hören ist das Lied „Morgens um sieben“ von James Last. Fotos/Montage: JBO Grimma