Musiker und Helfer decken österliche Kaffeetafel in Grimma

Gemütlicher Saal statt kühler Freiluftbühne: Jugendblasorchester spielt im vollen Soziokulturellen Zentrum


Grimma. Dieser Ortswechsel kam richtig gut an: Das ursprünglich am Kloster Nimbschen geplante Osterkonzert des Jugendblasorchesters Grimma wurde angesichts des unfreundlichen Wetters ins Soziokulturelle Zentrum an der Colditzer Straße in Grimma verlegt. Die zahlreichen Besucher waren der Beweis dafür, dass diese Entscheidung gut ankam: Der Saal war buchstäblich bis auf den letzten Platz besetzt. Stadtmusikdirektor und Orchesterchef Reiner Rahmlow haderte nicht mit der Entscheidung. „Den Musikern macht es bei der Kälte draußen einfach keinen Spaß. Und für die Besucher ist es hier im Saal auch viel angenehmer.“ Rahmlow kennt die Risiken schlechten Wetters noch vom vergangenen Jahr. „Da schwamm die Bühne, und einige elektronische Instrumente hatten Schaden genommen. Das war nicht lustig.“

Im Saal des Soziokulturellen Zentrums war das Wetter kein Thema. Damit dort alles rund lief, kümmerten sich die Mitglieder des „Fördervereins Jugendblasorchester Grimma“ um alles von der Garderobe bis zum Kaffeeangebot. Sieben aktive Mitglieder zählt der Verein derzeit, hinzu kommen aber noch inaktive Mitglieder, die beispielsweise mit Spenden helfen. „Wir sind froh über jeden, der bei uns mitmacht, schließlich ist das eine sehr anstrengende Sache“, informierte Michael Klötzel, stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Ein Kernprojekt seines Vereins ist die Musikantenklause. „Das ist so eine Art Catering bei den Auftritten des Orchesters.“ Der Verein sei schließlich dafür gegründet worden, dem Orchester den Rücken frei zu halten. Beim traditionellen Schwanenteichkonzert veranstaltet der Förderverein dann sogar ein regelrechtes Grillfest.

Zu den fleißigen Helfern in den Reihen des Fördervereins zählt auch Elvira Müller. „Ich bin durch meinen Enkel zum Verein gekommen, denn er spielt hier im Orchester mit.“ Für das Ostersonntagskonzert steuerte sie selbst gebackenen Kuchen bei.

„Bei uns geht es aber nicht nur ums leibliche Wohl, wir kümmern uns auch um den Auf- und Abbau des ganzen Equipments“, erklärte Vereinsmitglied Sandra Hermenau.

„Wir brauchen hier ein eingespieltes Team, und das haben wir auch“, betonte Andy Busch, der unter anderem für das Transportfahrzeug zuständig ist. Jüngster im Helferteam des Fördervereins ist der neunjährige Nick. „Ich helfe dabei, das Auto zu beladen“, erzählte er stolz.

Auch der Vizechef des Vereins kam über seinen Nachwuchs zum Förderverein. „Mein 13-jähriger Sohn Paul spielt hier Klavier und Keyboard und manchmal auch noch Schlagzeug“, so Michael Klötzel. „Das war für mich ausschlaggebend, hier mitzumachen.“ Neue Leute seien immer gern gesehen. „Es ist auf jeden Fall eine Tätigkeit, bei der man unter Leute kommt und die einen vorher und nachher ausfüllt.“

Zum Orchester gehören 50 Musikerinnen und Musiker im Alter von zwölf bis 26 Jahren, beim Ostersonntagskonzert waren 40 von ihnen im Saal dabei. Den Applaus hatten sich alle gemeinsam verdient – ein gelungenes Konzert.

Bereits jetzt fiebern alle dem 9. Internationalen Musikantentreffen entgegen, das vom 31. August bis 2. September in Grimma stattfindet. „Das ist für uns der Höhepunkt des Jahres“, sagte Rahmlow, zugleich Vorsitzender des Fördervereins. „Zu uns werden 20 Orchester und Formationen aus neun Ländern kommen, sogar aus Japan und Brasilien. Drauf freuen wir uns sehr.“
Bert Endruszeit


Professionelle Amateure
Kommentar von Frank Prenzel

Mit dem beliebten Neujahrskonzert stimmt das Jugendblasorchester sich und seine Zuhörer stets aufs neue Jahr ein. Zum traditionellen Konzert am Ostersonntag wischt es dann den Winterblues endgültig beiseite und nimmt seine Gäste dank eines bunten Melodienstraußes mit in den erwachenden Frühling hinein. Die Konzerte des Klangkörpers in seiner Heimatstadt sind immer wieder etwas besonderes. Und die bestens gefüllten Stuhlreihen beweisen, wie wichtig den Grimmaern ihr Jugendblasorchester ist, das in diesem Jahr schon seinen 46. Geburtstag feiert.

Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Denn im Jugendblasorchester geben zwar Amateurmusiker den Ton an, doch was sie bieten, trägt professionellen Charakter. Hinter dem, was auf der Bühne so locker und beschwingt die Konzertbesucher in den Bann zieht, steckt harte Arbeit, die Stadtmusikdirektor Reiner Rahmlow federführend in der Hand hat. 200 Titel umfasst das Repertoire des Klangkörpers, der in einer eigenen Orchesterschule seinen Nachwuchs formt. Durchschnittlich 60 Schüler erhalten hier Einzelunterricht und eine solide, professionelle Instrumentalausbildung.

Um die 30 Auftritte absolvierten die Freizeitmusiker jedes Jahr und sind dabei bundesweit gefragt. Und sie sind immer wieder gern Gastgeber. Seit Monaten laufen die Vorbereitungen auf das mittlerweile neunte Internationale Musikantentreffen auf Hochtouren. Vom 31. August bis 2. September empfängt Grimma wieder Musiker aus der halben Welt und bietet ein unterhaltsames Konzert-Wochenende auf höchstem Niveau. Der Termin sollte deshalb dick im Kalender angestrichen werden. Auch, um die Mühen der Musiker und Organisatoren zu belohnen.

Leipziger Volkszeitung vom 03.04.2018

Osterkonzert: Das Jugendblasorchester Grimma unter Leitung von Reiner Rahmlow spielte vor zahlreichen Gästen im Soziokulturellen Zentrum. Foto: Bert Endruszeit