Grimmaer gastieren in Sotschi

Jugendblasorchester fährt zu internationalem Austausch


Grimma. Beim Jugendblasorchester (JBO) Grimma ist dieser Tage großes Kofferpacken angesagt. Gleich nach der Zeugnisausgabe am Freitag starten die jungen Musiker zu einer neuntägigen Reise ins russische Sotschi am Schwarzen Meer. „Alle sind schon aufgeregt und gespannt“, weiß Stadtmusikdirektor und Orchesterchef Reiner Rahmlow zu berichten. Mittlerweile ist es fünf Jahre her, dass die jugendlichen Bläser auf große Reise gingen. 2014 war Estland mit seiner Hauptstadt Tallin das Ziel ihrer internationalen Jugendbegegnung.

Das JBO betritt nach dem Flug Neuland im doppelten Sinne. Zum einen führte nach dem Mauerfall noch nie eine Reise nach Russland. Zum anderen ist es der erste persönliche Kontakt mit der Musikschule „Shmelev“ in Sotschi, die die Einladung ausgesprochen hat. Das Schriftstück landete im vorigen Jahr im Briefkasten des Grimmaer Klangkörpers – in russischer Sprache. Rahmlow musste die Eltern einer Tenorhorn-Schülerin, die aus Russland stammen, um Übersetzung bitten.

Der Musikdirektor war vor drei Jahren bei seinen Recherchen zum Musikantentreffen auf die Bildungsstätte in Sotschi gestoßen. Die Einladung, in Grimma 2018 aufzutreten, musste das Schulorchester jedoch ausschlagen. „Wir blieben aber in Kontakt“, erläutert Rahmlow – und so bahnte sich der Besuch am Schwarzen Meer an. Nachdem in der Muldestadt Schüler wie Eltern grünes Licht gegeben hatten, wurde es konkret.

Nach zweijähriger, nicht ganz einfacher Vorbereitung und mit Visa in der Tasche geht es nun endlich los. Die Grimmaer reisen in Orchesterbesetzung mit 30 Musikern zwischen 14 und 27 Jahren. Im Gepäck stecken logischer Weise nur die kleineren Instrumente. Piano, Schlagzeug & Co sowie die umfangreiche Technik wird ihnen in der 350.000-Einwohner-Stadt zur Verfügung gestellt.

Die meisten Programmpunkte stehen bereits fest. Im Mittelpunkt stehen dabei zwei Konzerte, die das Jugendblasorchester geben wird. Am 8. Juli tritt es im Knokonzert-Saal auf, tags darauf sitzen die Musiker auf der Bühne der 3000 Sitzplätze umfassenden Grandhall „Aqualoo“, bei der es sich um eine überdachte Freiluftstätte handelt.

Die Musiker aus Grimma haben extra russische Lieder einstudiert, mit denen sie ihre Gastgeber erfreuen möchten. Das bekannte Kalinka gehört ebenso dazu wie der St.-Petersburg-Marsch und die Schiwago-Melodie. Um – in politischer Hinsicht – nicht den falschen Ton zu treffen, hat Rahmlow sich extra mit seinem aus Weißrussland stammenden Klavierlehrer Igor Birsan abgestimmt. Das JBO wird aber auch mit einem Medley deutscher Volkslieder aufwarten und viele internationale Stücke in den bunten musikalischen Strauß einbinden. Man höre und staune: Selbst der Marsch der Feuerwehr Großbardau soll zu Gehör gebracht werden.

Sicher werden die Grimmaer auch mit ihren Gastgebern gemeinsam musizieren und dürfen sich auf die ein oder andere Überraschung freuen. Klar ist schon jetzt, dass sie einen Aquapark, eine Eis-Show und den dortigen Skypark mit einer der höchsten Hängebrücken der Welt besuchen werden. „Wir lernen Land und Leute kennen“, freut sich Rahmlow.

Das Gros der Reisekosten tragen die JBO-Mitglieder übrigens selbst. Die Stiftung der Sparkasse Muldental hat 3500 Euro für die Reise locker gemacht, außerdem gibt es noch Fördermittel der Deutschen Bläserjugend.

„Ich möchte, dass es für unsere Jugendlichen eine Reise mit bleibenden Erinnerungen und Erfahrungen wird“, sagt Orchesterchef Rahmlow. Und er hofft, beim nächsten Musikantentreffen in Grimma im Jahr 2022 mal wieder ein russisches Orchester begrüßen zu können.

„Ich möchte die Kontakte vertiefen“, sagt der 59-Jährige. Russen seien bekannt für richtig gutgemachte Musik.
Frank Prenzel

Leipziger Volkszeitung vom 02.07.2019